Kursstart und: Wie wertlos sind heutzutage unsere Worte? (1)

Philosophie als Lebenskunst
·5 min·Philosophierunden

Eine vielseitige Gruppe spricht über 'Worte' und lernt sich dabei kennen.

Am ersten Donnerstag treffen sich 15 TeilnehmerInnen unterschiedlichen Alters und mit vielseitigen Lebensgeschichten. Sie möchten in Austausch gehen um Inspiration zu bekommen, Antworten um sich im Leben weiterzuentwickeln, Werkzeuge für das eigene Lebensziel. Manch einer, freut sich einfach über eine Gesellschaft von interessierten Menschen und hofft auch tiefgründige Gespräche. So einiges bringen sie mit, Erfahrungen mit Yoga, Theater, Ausbildungen, Studiengängen, Aufs und Abs, so einiges, was den Namen Leben trägt. Auf die dazugehörigen Lebensphilosophien, die sich dabei entwickelt haben, und die sich vielleicht wandeln werden, freuen wir uns.

Es ist etwas anderes, alleine zuhause ein Buch zu lesen oder in der Gruppe Gedanken zu teilen. Dies deutet schon auf das Thema kommende Woche hin: Hier wird es um den Begriff der Atmosphäre gehen. Doch zunächst fragen wir nach den Interessen und Wünschen für den Kurs. Es wird stets einen Impulsvortrag von Christian oder Sebastian, oder gern auch von dir geben. Dieser wird 10 Minuten dauern. Dann kommt es zum Austausch dazu, und sollte es einmal nicht weitergehen, können wir auf Zitate oder Texte Bezug nehmen.

Wenn es Anmerkungen gibt oder Vorschläge, damit der Kurs dir gefällt, kannst du mir gerne schreiben an sbstnspllr at gmail com (ja, der Name ist etwas kryptisch.). Alle Anregungen fließen, auf Wunsch anonym, in den Kurs mit ein. So kamen auch folgende Themen auf: religiöse Dogmen, der Tod. Wenn dich ein Thema zu stark betrifft, kannst du mir auch gerne schreiben. Wir versuchen, dann eine Lösung zu finden. Andere genannte Themen sind: Fremd sein, Lebenskunst, Demokratie, Methodiken. Aber wir entscheiden gemeinsam, was das Thema der jeweiligen Stunde wird.

Noch aber sind die Themen offen. Christian und Sebastian werden sich vorbereiten. Auch dabei gilt: Durch Künstliche Intelligenz generierter Text wird nicht nötig sein, es gibt genügend menschliche Quellen und es ist die bewusste Auseinandersetzung, die den Kurs gestaltet. Wir arbeiten mit Quellen, damit du nachlesen kannst.

"Das philosophische Staunen. Einblicke in die Geschichte des Denkens". von Jeanne Hersch hat Christian kurz vorgestellt mit ihrem Aufruf, mal wieder zu philosophieren. Mit dem Staunen öffnet sich ein Horizont, der entdeckt werden möchte und den Du erfahren, gestalten und mitbestimmen kannst. Lass uns diesen Horizont durch verschiedene Gläser betrachten, mal durch die eigene Brille, mal wissenschaftlich oder gar künstlerisch, vielleicht auch mit Raum für die unterschiedlichen Farben des Lebens. Schon die Griechen mit Fragen, wie: "Was ist, was in dem Wandel bestehen bleibt?" ist ein Feuerwerk an Perspektiven, ob als physikalischer Aufbau der Welt oder als buddhistisches Zen-Rätsel.

Bleiben wir im Osten und fragen Laotse, er sagte: "Je mehr Worte, desto weniger Sinn." Interessant, oder? Wie viele Worte sind im jeweiligen Moment genug, wie viele zu viel? Wir besprachen im folgenden "Wie wertlos sind heutzutage unsere Worte". Im folgenden die Aussagen der TeilnehmerInnen:

Kommunikation ist das wichtigste für den Menschen. Es ist weniger wichtig, was gesagt wird, als wie es aufgenommen wird. Die Worte haben unterschiedliches Gewicht, denn jede und jeder lebt in seiner oder ihrer Realität (eine Anmerkung: Hier zu gendern dient lediglich dem Bewusstwerden dessen, dass wir alle dieses Gewicht unterschiedlich wahrnehmen.) Und da du in deiner eigenen Wirklichkeit bist, brauchst du die Bereitschaft vom Gegenüber, wenn ihr beide euch verstehen wollt. Anders gesagt: Es gibt ein Senden und ein Empfangen, und etwas dazwischen, eine Art Filter, zwischen den Welten. (Doch ist das wirklich ein "Problem"? Oder gar das Spiel).

Man kann nicht zu viel sagen. Qualität ist wichtiger als Quantität. Wobei nicht die Qualität des Inhalts gemeint ist, vielmehr des Gesprächs: In diesem Sinne kann der Inhalt auch belanglos sein, es kann dennoch ein gutes Gespräch sein. Und manch eine schweigt mit anderen lieber, als etwas zu sagen. Was macht ein echtes Gespräch aus und was ist "nur" Gerede? Kommt es nicht vielmehr darauf an, dass man sich versteht? (Vielleicht könnte man unterscheiden, zwischen zielgerichteter Kommunikation "Achtung, da ist rot!" und sozialer Interaktion. Und bestimmt ist für den einen Gerede, was für den anderen echt ist.)

Es wird vom Eindruck gesprochen, dass Social Media so ein Gerede sei. Es fehlt Sinn & Bedeutung. Nun geht es immer mehr um Signalwirkung, um Affekte auszulösen, Reize, Trigger. Das soll schon Anfang des 20. Jahrhunderts aufgekommen sein.

Damit endet die erste Stunde. Es war schon sehr dicht. Für mich war es aufgeladen. Ich brachte Stress mit von der Arbeit und auch Aufregung. Andere waren von außen gesehen ruhiger. Letztlich war die von mir wahrgenommene "Atmosphäre" ein Gemisch, aus altbekannt und völlig neu, ein anders, eine für mich unbehagliche. Von außen wurde ich von einigen anders wahrgenommen. Die Atmosphäre ist das, was wir zusammen erschaffen. Hier jetzt am Schreibtisch ist es wieder ein neues Erleben. Ich höre das Tippen auf meiner Tastatur, der Laptop erinnert mich an die Arbeit morgen. Ich bin müde, es ist spät. Wo bist du, wenn du das hier list? Was empfindest du?

Worte wären ein Fingerzeig auf das, was du gerade wahrnimmst.

Danke, dass du diesen Worten wert schenkst.

Seltsam, dass Sinn und Tastsinn denselben Namen teilen.